Die Spätantike-Sektion der HDGM hat sich die Völkerwanderungszeit (375-568 n. Chr.) als Darstellungsbereich ausgesucht und ihren Schwerpunkt auf das 5. nachchristliche Jahrhundert gelegt. Hierbei wird jedoch nicht ausschließlich die Geschichte und Lebensweise der (ost)germanischen Völker abgedeckt, sondern auch die der romanischen Bevölkerung sowie der reiternomadischen Völker (Hunnen, Alanen) dieser interessanten Epoche.
Den historischen Rahmen bilden die Unternehmungen der Westgoten. Diese überschritten 376 n. Chr. die Donau und fanden als Föderaten Aufnahme im Römischen Reich. Versorgungsengpässe und Schwierigkeiten mit der römischen Verwaltung führten jedoch schon 377 n. Chr. zu einem Aufstand, dem sich verschiedene andere Volksgruppen anschlossen, darunter auch Hunnen und Alanen. Im Jahre 378 n. Chr. wurde bei Adrianopel das römische Heer vernichtend geschlagen. Trotz eines im Jahre 382 erneuerten Födus mit dem Imperium blieb das Verhältnis zu den Römern prekär. Seit 395 n. Chr. fand sich eine große Gruppe von Goten unter der Führung Alarichs zusammen, die nach wechselvollen Kämpfen gegen römische Truppen im Jahre 401 nach Italien abzog und dort im Jahre 410 n. Chr. Rom eroberte. Im Jahre 418 ließen sie sich im Südwesten des heutigen Frankreich nieder und gründeten dort das Westgotische Reich mit dem Zentrum Tolosa (Toulouse). Diese Alarich-Goten, die späteren Westgoten, sind Gegenstand der Darstellung.
Ausgangspunkt für die Ausarbeitung und Rekonstruktion von Tracht, Trachtzubehör, militärischer Ausrüstung und Lagerausstattung ist die wissenschaftliche Auswertung archäologischer Funde und Befunde in Verbindung mit den Berichten antiker Autoren und bildlichen zeitgenössischen Darstellungen. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Rekonstruktionen, welche im übrigen alle selbst hergestellt werden. Hierbei kommen die Erfahrungen der Mitglieder in den Bereichen Textil-, Leder- und Metallverarbeitung besonders zum Zuge.
Es wird die Option offengehalten, längerfristig den Beschäftigungszeitraum auch auf andere Bereiche wie die ostgotische Spätzeit unter Totila oder das kontinentale Frühmittelalter auszudehnen.
Die Unternehmungen sind vielschichtig: sie umfassen Teilnahmen an Museumsveranstaltungen (z. B. im Freilichtmuseum Groß Raden oder auf der Funkenburg im thüringischen Greußen) und historischen Veranstaltungen mit entsprechendem Anspruch (keine Märkte!) und beinhalten die Bereiche der experimentellen Archäologie sowie der Museumspädagogik. Zudem kommt das Lagerleben nicht zu kurz, welches den entsprechenden Rahmen zum Erfahrungsaustausch bildet.
Die Völkerwanderungsgruppe ist eine reine Darstellungsgruppe, das heißt, der weitaus größte Teil ihrer Veranstaltungen findet in der und für die öffentlichkeit statt. Veranstaltungsorte sind dabei meistens Freilichtmuseen, also Museumsdörfer bzw. rekonstruierte historische Anlagen. Hierbei arbeiten wir eng mit den jeweiligen Veranstaltern (meistens Museen oder Kommunen) zusammen.
Für eine völkerwanderungszeitliche Darstellungsgruppe ist kaum eine bessere Kulisse denkbar, als ein Römerkastell oder ein Museumsdorf. Nach Veranstaltungsschluß sind wir dort unter uns und können das historische Leben in historischer Umgebung und idealer Atmosphäre genießen.